Die Hüftdysplasie oder Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks.
Betroffen sind sämtliche Hunderassen, wobei großwüchsige Rassen das Krankheitsbild besonders häufig ausbilden.
Die HD ist zu größten Teilen genetisch bedingt. Da falsche Ernährung und Haltung die Entstehung und das Fortschreiten der Krankheit begünstigen können, handelt es sich um einen multifaktoriellen (von vielen Faktoren abhängiges) Erbgang.
Klinisch zeigt sich die HD in zunehmender Bewegungseinschränkung und Schmerzhaftigkeit, die infolge der krankhaften Umbauprozesse am Hüftgelenk (Coxarthrose) entstehen.
Im fortgeschrittenen Stadium kann nur die Entfernung des Hüftgelenks mit oder ohne Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks eine deutliche Verbesserung herbeiführen.
Ist dies nicht möglich, lässt sich durch eine dauerhafte Schmerztherapie häufig lange eine ausreichende Lebensqualität aufrechterhalten.
Eine zuverlässige Möglichkeit, den Schweregrad der Erkrankung zu erkennen, ist die Röntgenuntersuchung.
Für die offizielle HD-Röntgenuntersuchung wird meistens ein Mindestalter von 12 Monaten verlangt
Dabei müssen die Gelenke überstreckt werden, was beim Vorliegen einer HD starke Schmerzenverursacht, daher wird sie unter Kurznarkose durchgeführt.
Voraussetzung für eine aussagekräftige Diagnose ist die exakte Positionierung des Tieres in Rückenlage mit gestreckten, parallel gelagerten Oberschenkeln und rechtwinklig zum Strahlengang eingedrehten Kniescheiben.
Norberg-Winkel
Ein wesentliches Auswertungskriterium ist der Norberg-Winkel. Er ist als der Winkel definiert, der zwischen der Verbindungslinie der Zentren der beiden Oberschenkelköpfe und dem vorderen Pfannenrand abgetragen wird (siehe Abbildung).
Bei einem HD-freien Tier sollte er mehr als 105° betragen (gelbe Linien).
Weitere Beurteilungskriterien sind die Kongruenz von Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne, die Weite des Gelenkspaltes, die Pfannenkontur, die Kontur des Oberschenkelkopfes sowie das Vorhandensein von Hinweisen auf arthrotische Prozesse wie walzenförmige Verdickungen des Oberschenkelhalses, Randwülste an der Gelenkpfanne, unter dem Knorpel befindliche Verdichtungen der Knochensubstanz im Pfannenbereich und die Anlagerung von Knochenmaterial (Osteophyt) am Ansatz der Gelenkkapsel (Morgan-Linie). Die Morgan-Linie ist ein sensitiver Frühmarker für eine Instabilität im Hüftgelenk.
Schweregrade der HD
Die volle Belastung ist bis HD-C völlig unkritisch.
Bei einer HD-Auswertung ab HD-D sollte die Belastung stark eingeschränkt werden.
Für die Zuchtlassungen (ZZL) ist wichtig, dass bei einer HD-C nur HD-A Zuchtpartner ausgewählt werden, um das erbliche Risiko der HD gering zu halten. Bei der Anpaarung mit Hunden der Grade A bis B kann es - auch bei einer noch so verantwortungsvollen Zucht - immer zu einer unglücklichen Kombination weit zurückreichender Vorfahren kommen. Somit bietet auch die Paarung aus HD-freien Elterntieren keine Garantie, dass die Nachkommen HD-frei sind.
Die Prozentangaben in der Tabelle oben beziehen sich auf eine Untersuchung von 3749 Hunden in den Jahren 1991 bis 1994 in der Schweiz und geben die Verteilung der Hunde auf die verschiedenen HD-Grade an.